0,1 + 0,1 = 0,3
Das geplante Wohngebäude neben der Pfeilerbahn auf dem Grundstück von Gruner + Jahr wird nicht gebaut werden. Das geht aus der Behörden-Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft hervor. Weil es dort zu viel Elektrosmog gibt, erzeugt durch die Bahn-Oberleitungen – was erst die Initiative Schulcampus Lohsepark ans Tageslicht gebracht hat.
Aber welche Belastung ist den SchülerInnen der künftigen weiterführenden Schule auf dem Nachbargrundstück zuzumuten? Das wird derzeit von der Gesundheitsbehörde, der Umweltbehörde und der Stadtentwicklungsbehörde diskutiert. Die Gesundheitsbehörde möchte an ihrem zusätzlichen "Vorsorgewert" von 0,1 Mikrotesla festhalten, der zur Hintergrundbelastung von 0,1 Mikrotesla addiert wird – was eine maximale Gesamtbelastung von 0,2 Mikrotesla ergibt. Andere Behörden möchten aber einen höheren Grenzwert von 0,3 Mikrotesla festlegen.
Warum 0,3 Mikrotesla? Weil nach der Auswertung von Abertausenden von Studien die WHO im Jahr 2007 zu dem Schluss gekommen ist, dass sich das Leukämie-Risiko für Kinder ab diesem Wert verdoppelt. https://www.who.int/peh-emf/publications/facts/fs322/en/
Dieser Grenzwert ist dafür entscheidend, wieviel Abstand die Schule zu den Oberleitungen haben muss; je höher der Grenzwert für Elektrosmog, desto näher dürfen die Gebäude an die Bahn rücken.
Allerdings gibt es in Hamburg für Wohnungen, Schulen und Kitas auch noch einen Mindestabstand von 50 Metern zu Hochspannungsleitungen (deren niederfrequente elektromagnetische Felder praktisch identisch sind mit den Feldern, die von Bahn-Oberleitungen erzeugt werden). Das Schulgrundstück ist aber nur 45 Meter entfernt.
Ach ja: Der WHO-Grenzwert für Lärm auf Schulhöfen liegt bei 55 dbA. Diesen Wert hingegen finden Gesundheits-, Umwelt- und Stadtentwicklungsbehörde erstaunlicherweise irrelevant – und vertreten den Standpunkt, dass ein Lärmpegel von 60 dbA eine angenehm erholsame Pause für SchülerInnen und LehrerInnen garantiert.