Kompromisslos

„Ein Kompromiss ist die Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderungen“ – so lautet die Definition bei Wikipedia.

Was die Schulbehörde von Senator Ties Rabe (SPD) unter Kompromiss versteht, ist allerdings etwas vollkommen anderes, wie wir jetzt bei einer Gesprächsrunde feststellen mussten. Für sie ist der Kompromiss: Die ebenerdigen Freiflächen des Schulcampus Lohsepark werden genau so, wie die Jury des Städtebaulichen Gutachterverfahrens empfohlen hat: 4000 Quadratmeter groß (bzw. klein). Wir hingegen verstehen unter Kompromiss eine Übereinkunft zwischen der Schulbehörde und der Initiative Schulcampus Lohsepark – also ein Kompromiss zwischen den 4000 Quadratmetern und unserem Wunsch nach vollständig ebenerdigen Freiflächen von rund 7500 Quadratmetern.

Fast zwei Stunden haben wir mit Vertretern von Schulbau Hamburg und Schulbehörde zusammengesessen. Die Schulbehörde wies zu Gesprächsbeginn auf die Notwendigkeit eines Kompromisses hin. Wir haben dann erläutert, warum der Schulcampus Lohsepark ein Quartierszentrum, ein Ort für lebenslange Bildung werden müsse und dafür das gesamte Grundstück benötige. Und dass unser Kompromissvorschlag sei, innovative Wege zu gehen und die Wohnungen aufs Schuldach zu setzen, wie dies zum Beispiel im Frankfurter Schönhof-Viertel geplant ist. Schulbau-Hamburg-Chef Ewald Rowohlt bestätigte, dass so eine hybride Nutzung von Schulgebäuden auch in Hamburg realisierbar sei. Theoretisch.

Aber praktisch sei es dafür nun zu spät, wurde uns dann mitgeteilt, die Schule sei fertig geplant und werde jetzt auch genau so umgesetzt, und das geplante große Wohnhaus werde ebenfalls auf dem jetzigen Schulgrundstück gebaut werden.

Zudem machten die Vertreter von Schulbehörde und Schulbau Hamburg den Bezirk Mitte und damit Bezirksamtsleiter Falko Drossmann dafür verantwortlich, dass lediglich eine Schule entstehe und kein Quartierszentrum wie zum Beispiel das Tor zur Welt in Wilhelmsburg. Der Bezirk Mitte habe solche Wünsche nicht in die Planungen für das Schulgrundstück eingebracht und damit die Gelegenheit für so ein Projekt verstreichen lassen.

Wir dagegen sind der Meinung, dass das Bessere der Feind des Guten ist und es noch nicht zu spät ist für eine bessere Planung. Denn der hochbauliche Wettbewerb hat nicht mal begonnen. Und der geänderte Bebauungsplan-Entwurf, der die Grundstücksteilung vorsieht, ist auch noch nicht öffentlich ausgelegt.

Auf zwei Dinge konnten wir uns mit den Behördenvertretern einigen: dass hinter dem Verkauf des Grundstücksteils an einen Investor auch finanzielle Interessen der Stadt stehen. Und dass Behörden und Initiative Schulcampus Lohsepark unter „Kompromiss“ etwas völlig Unterschiedliches verstehen.