Platz da für gute Schulen!

"Herr Rabe, Herr Tschentscher, zählen wir Kinder für Sie erst wieder, wenn wir Steuern zahlen oder bei Xing arbeiten?", war auf einem Plakat zu lesen, ein anderes forderte "Kleine Kinder, kleine Schulen". Große Banner zeigten das Pömpel-Logo. Und dann gab es da noch den Slogan "unteilbar. Schulcampus Lohsepark", den hatten wir zur Demo der Elterninitiative der Max-Brauer-Schule vor dem Rathaus Altona mitgebracht.

Die rund 500 Demonstranten protestierten gegen die Verdichtung bestehender Schulen und forderten stattdessen den Bau neuer Schulen. An diesem Montagnachmittag waren sie durch Altona marschiert und dann pünktlich und lautstark am Rathaus angekommen – um dort live zu verfolgen, wie der Ausschuss für Kultur und Bildung der Bezirksversammlung Altona tagte.

Die Besucher-Empore des Sitzungssaals war übervoll, als die Vorsitzende Stefanie Wolpert (GRÜNE) neben den Abgeordneten der Bezirksversammlung und VertreterInnen der Schulbehörde auch die vielen Gäste begrüßte, darunter so einige Kinder. In der Ausschusssitzung sollten Fachbehörden Auskunft geben über die Entwicklung der Schülerzahlen, über die Schulstandorte und auch über den geplanten Ausbau der Max-Brauer-Schule. Einmal mehr wurde jedoch deutlich, dass hier vor allem „Kennzahlen und Beschulungs-Versorgung“ im Fokus der Behörde stehen, nicht der eigentliche Bildungsauftrag und noch weniger die zum Teil verheerenden Auswirkungen der Verdichtung auf Konzepte und Alltagsbetrieb an einzelnen Standorten. Somit war vor allem die Rede von „Ausbaukapazitäten“, „Flächenreserven“ und nicht von einer langfristigen Strategie und Perspektive für die kommenden Generationen von SchülerInnen.

Interessant zu hören und vor allem für uns aus Hamburg Mitte irgendwie ein „déjà vu“: Auch hier fühlten sich die Bezirkspolitiker nicht ausreichend in die Planungen und Überlegungen einbezogen und äußerten an den Darstellungen der Schulbehörde deutliche Kritik. Und auch hier war wieder das übliche Hütchenspiel zu beobachten, wer denn nun für die aktuelle Misere verantwortlich zu machen sei – Politik und Verwaltung im Bezirk, die Stadtentwicklungsbehörde (BSW) oder die Schulbehörde? Alle? Niemand?

Und woher kommt diese plötzliche Platznot an den innerstädtischen Schulen? Senator Ties Rabe hatte in der vorigen Woche dafür schon Erklärungen geliefert: Zuzug und Wohnungsneubau, der Wunsch, auch mit Kindern urban zu wohnen, und eine völlig unerwartet rasant angestiegene „höhere Reproduktionsfreudigkeit der Hamburger Familien".